Freitag, 19. Februar 2016

In Pakistan sie vertrauen, 36. Kolumne von Caroline Glick ins Deutsche übersetzt

Weil Caroline Glick zu den wenigen Journalisten gehört, die Klartext reden und keine unterwürfige Selbstzensur betreiben, damit staatliche Zensur überflüssig wird, und somit dem Wort Journalismus seine ursprüngliche Bedeutung und seinen wahren Geist zurückgeben, und weil in den Kolumnen von Caroline Glick ein enormes Fachwissen enthalten ist, welches bedeutend besser ist als das der meisten "Nahost-Experten" sowohl in den Medien als auch an den Universitäten als auch in den politischen Parteien, habe ich zum 36. Mal eine dieser Kolumnen übersetzt.




Das englische Original "In Pakistan, they trust" findet man hier:

http://www.jpost.com/Opinion/Our-World-In-Pakistan-they-trust-441168









In Pakistan sie vertrauen






(Autorin: Caroline Glick, übersetzt von Robert Rickler, Pressesprecher des "Freundeskreis Israel in Regensburg und Oberbayern e.V.")




Pakistan ist wenig mehr als ein gescheiterter Staat mit Atomwaffen.





Es ist ein Beweis für die prekäre Lage der heutigen Welt, dass in einer Woche (Anmerkung des Übersetzers: Das englische Original stammt vom 11. Januar 2016.), die Nordkorea einen möglichen Test einer Wasserstoffbombe durchführen sah, die erschreckendste geäußerte Verlautbarung nicht aus Pjöngjang kam.





Sie kam aus Pakistan.






Bei einer Rede in der militärischen Garnisonsstadt Rawalpindi, sagte der pakistanische Armeechef General Raheel Sharif, dass jede iranische Bedrohung für die territoriale Integrität Saudi-Arabiens "Iran von der Landkarte wischen" wird.





Sharif gab die Erklärung ab nach seinem Treffen mit Saudi-Arabiens Verteidigungsminister und stellvertretendem Kronprinz Mohammed bin Salman. Medienberichten zufolge war Salman die zweite leitende Offizielle der Saudis, der Pakistan in der vergangenen Woche inmitten der wachsenden Spannungen zwischen dem Iran und dem Königreich besuchte.





Salmans Reise und Sharifs nukleare Bedrohung machen deutlich, dass im Anschluss an die fast offizielle Abkehr der USA von ihrer Rolle als Beschützer der größten Ölproduzenten der Welt die Saudis ihre Lose mit dem nuklear bewaffneten Pakistan geworfen haben.





Als im Oktober letzten Jahres die USS Harry Truman den Persischen Golf verließ, markierte der Schritt zum ersten Mal seit 2007, dass den USA ein Flugzeugträger in der Region fehlte. Vor neun Jahren wurde der Schritt der US-Marine nicht als eine wichtige Feststellung eines strategischen Rückzugs angesehen, da damals die USA einige hunderttausend Truppen im Irak hatten.





Während die USS Truman zum Ende letzten Monats in den Golf zurückkehrte, gab ihre Rückkehr wenig Trost für Amerikas erschrockene und verschmähte arabische Verbündete. Die knieweiche Reaktion der Obama-Regierung auf Irans Live-Feuer-Übungen am 26. Dezember, während der ein Schiff der Iranischen Revolutionsgarden gerade einmal 1370 Meter vom Flugzeugträger Raketen abfeuerte, als er die Straße von Hormus durchquerte, signalisierte, dass die USA nicht einmal bereit sind, eine Demonstration der Stärke zu machen, um iranische Aggression abzuschrecken.





Und so haben sich die Saudis an Pakistan gewandt.





Es wäre töricht, Sharifs nukleare Bedrohung als bloße Prahlerei anzusehen.





Nach jedem aussagekräftigen Maßstab ist Pakistan wenig mehr als ein gescheiterter Staat mit Atomwaffen. Pakistan erscheint in jedem globalen Index der gescheiterten oder scheiternden Staaten.





Um nur ein paar Leitindikatoren zu nehmen, wie von Basit Mahmood dargelegt in einem Bericht im vergangenen Sommer für The Political Domain, zahlen knapp 1% der Pakistaner Steuern irgendeiner Art. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in bitterer Armut. Die Regierung hat keine Kontrolle über den größten Teil des pakistanischen Territoriums.





Zwischen 2003 und 2015 wurden mehr als 58.000 Menschen von Terrorismus landesweit getötet.





Die öffentliche Gesundheit ist ein Desaster. Kinderlähmung, in weiten Teilen der Welt ausgerottet, galoppiert jetzt durch das Land.





Im vergangenen Sommer starben mehr als 1.300 Menschen in einer Hitzewelle in der angeblich fortschrittlichen Stadt Karachi.





Diese Daten berücksichtigen nicht den Massenmord und die Verfolgung von Minderheiten - vor allem Christen - und die systematische Verweigerung grundlegender Menschenrechte und die weit verbreitete, gewaltsame Verfolgung von Frauen und Mädchen.





Was sein nukleares Arsenal betrifft, ein Bericht des Bulletin of Atomic Scientists von 2010 schätzte, dass Pakistan zwischen 70 und 90 Atomsprengköpfe besitzt. Andere glaubwürdige Berichte schätzen die Größe des Arsenals auf 120.





Pakistan weigert sich, eine Nicht-Erstschlags-Politik zu übernehmen. In den USA und weltweit wird es angesehen, die größte Bedrohung für die globale nukleare Sicherheit zu sein.





Nach einem pakistanischen Dschihad-Angriff auf das indische Parlament Ende 2001 stationierten sowohl Indien als auch Pakistan Streitkräfte entlang ihrer umkämpften Grenze. In den Monaten, die folgten, war aufgrund der pakistanischen Atom-Bedrohungen die Aussicht auf einen Atomkrieg höher als je zuvor.





Die waghalsige nukleare Politik des Kalten Krieges - die ihren Höhepunkt in der Kuba-Krise 1962 erreichte - verblasst im Vergleich dazu.





Im Jahr 2008, im Anschluss an den pakistanischen Dschihad-Angriff auf Mumbai drohte Indien gegen Pakistan zurückzuschlagen.





Indiens Drohungen wuchsen an, als die Beweise zunahmen, dass, wie es im Jahr 2001 der Fall war, die Dschihadisten an den pakistanischen ISI Spionage Dienst gebunden waren. Wieder einmal, anstatt das eigene Haus zu reinigen, antwortete Pakistan mit der Drohung, einen nuklearen Angriff gegen Indien zu starten.





Und nun, im Anschluss an den Zusammenbruch der US-strategischen Glaubwürdigkeit kommt Pakistans aggressiver Atomschirm offiziell zum Persischen Golf.





Saudi-Arabiens Entscheidung, sich für Schutz an Pakistan zu wenden, zeigt, dass die zweite Welle der Zerstörung des arabischen Staatsmodells über uns ist. Der Begriff der arabischen Staaten wurde vor fast 100 Jahren von den Briten und Franzosen am hinteren Ende des Ersten Weltkriegs erfunden. Das Sykes-Picot-Abkommen, das die arabische Welt in Staaten aufteilte, verlieh die nationale Herrschaft an die mächtigsten Stammes-Akteure in den verschiedenen Landmassen, die zu den Staaten der arabischen Welt wurden.





Mit der möglichen Ausnahme von Ägypten, das Sykes-Picot zeitlich voranging, waren die arabischen Staaten, die am Ende des Ersten Weltkrieges gebildet wurden, keine Nationalstaaten. Ihre Bevölkerungen sahen sich nicht als genau umschriebene Nationen. Vielmehr waren die Bevölkerungen der arabischen Staaten wenig mehr als ein Sammelsurium von Stämmen, Clans und sektiererischen und ethnischen Gruppierungen. In jedem Fall machten die Briten und Franzosen ihre Festlegungen der Herrschaft auf der Grundlage der relativen Macht der verschiedenen Gruppen. Diejenigen, die ausgewählt wurden, diese neuen Staaten zu kontrollieren, wurden entweder als die stärksten Fraktionen innerhalb der neuen Grenzen angesehen oder als die treuesten Verbündeten der europäischen Mächte.





Die erste Welle des arabischen Staatskollaps begann vor sechs Jahren. Sie versenkte die nicht-königlichen Regime, die eines nach dem anderen fielen, wie Kartenhäuser.





Syrien, Libyen, Irak und Jemen hörten auf zu existieren.





Ägypten, das im Zeitraum von zwei Jahren sowohl eine islamistische Revolution als auch eine militärische Gegenrevolution erlebte, taumelt noch immer am Rand des Zusammenbruchs.





Libanon wird wahrscheinlich beim geringsten Anlass auseinander brechen.





Heute sehen wir die Anfangsphase des Zusammenbruchs der arabischen Monarchien, und am wichtigsten, von Saudi-Arabien.





Der größte Teil der internationalen Aufmerksamkeit für das aktuelle Bedrohungsumfeld von Saudi-Arabien hat sich auf den Iran konzentriert. Die iranische Bedrohung für die Saudis ist direkt proportional zur Entschlossenheit der Obama-Regierung gewachsen, die USA weg von ihren traditionellen sunnitischen Verbündeten und in Richtung des Iran neu auszurichten. Der Abschluss des US-geführten Atompakts mit Teheran hat Irans regionale Aggression verschärft, da er keine US Vergeltung mehr befürchtet für seine Drohungen gegenüber den sunnitischen Monarchien.





Aber der Iran ist nur die sichtbarste von drei existenziellen Bedrohungen, die nun das Haus Saud bedrängen.





Die tiefgreifendste Bedrohung für die größte Ölmacht der Welt ist wirtschaftlich.





Der Rückgang der Ölpreise hat das Königreich gefährdet.





Wie David Goldman letzte Woche in der Asia Times berichtete, nach einer Analyse des Internationalen Währungsfonds, der Zusammenbruch bei den saudischen Öleinnahmen "droht die 700.000.000.000 $ an finanziellen Reserven des Königreichs innerhalb von fünf Jahren zu erschöpfen".





Das Haus Saud verdankt den Machterhalt seiner Öl-subventionierten Wirtschaft. Wie Goldman erwähnte, im letzten Monat zwangen schwindende Einnahmen die Saudis die Subventionen für Wasser, Strom und Benzin zu senken.





Laut Goldman war Riads Massenhinrichtung von 43 lang eingesperrten Gefangenen zu Beginn des Monats ein Versuch des alternden Königshauses, seine feste Kontrolle über die Ereignisse zu demonstrieren. Aber gerade die Tatsache, dass das Saudi-Regime glaubte, es sei notwendig, eine solche Demonstration zu inszenieren, zeigt, dass es in Bedrängnis ist.





Die dritte existenzielle Bedrohung, der das Regime jetzt gegenüber steht, ist der Islamische Staat. Seit 1979 haben die Saudis angestrebt, die Opposition im Lande abzulenken durch die Förderung des wahhabitischen Islams zu Hause und des wahhabitischen Jihads außerhalb ihrer Grenzen.





Jetzt, mit dem Islamischen Staat in Kontrolle über weite Teile des benachbarten Irak, sowie Syriens und Libyens und das Saudi-gestützte Sisi-Regime in Ägypten bedrohend steht die saudische Königsfamilie vor der steigenden Gefahr des Rückschlags. Einige Analysten argumentieren, dass angesichts der Unterstützung der Bevölkerung in Saudi-Arabien für den Jihad falls der Islamische Staat die saudische Grenze überqueren würde, würden seine Streitkräfte mit Blumen begrüßt werden, nicht mit Kugeln.





Wenn das Haus Saud fällt, dann werden die Golf Emirate auch gefährdet sein.





Das ägyptische Regime, das von den Saudis und ihren Verbündeten am Golf finanziert wird, wird auch gefährdet sein. Die Monarchie der Haschemitischen in Jordanien, die von den USA und von Israel geschützt wird, wird beispiellosen Gefahren ausgesetzt sein.





Die Auswirkungen des wachsenden Chaos - oder noch schlimmer - in Arabien sind nicht auf den Nahen Osten beschränkt. Die Weltwirtschaft sowie die Sicherheit in Europa und den USA werden gefährdet sein.





Offensichtlich ist das Gebot der Stunde, dass die US-Sicherheitsgarantie für Saudi-Arabien verstärkt wird, vor allem durch einfache US-Aktionen gegen iranische Marine-Aggression und ballistische Raketen-Entwicklung.





Leider kann man sich auf die Obama-Regierung verlassen, dass sie genau den umgekehrten Weg nimmt. Und als Konsequenz zumindest für das nächste Jahr wird die Hauptsache, die die Golfmonarchien unterstützt und mit ihnen die Weltwirtschaft und das, was für die globale Sicherheit gilt, ein gescheiterter Staat mit einem juckenden Finger auf den nuklearen Abzug sein.







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